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Afrika-Bulletin Nr. 189: "Die Macht der Satire"
2022 sind gleich zwei Romane bekannter Autor:innen Afrikas erschienen, die undemokratische Zustände und Machenschaften in den Fokus nehmen: Wole Soyinkas Roman Die glücklichsten Menschen der Welt und NoViolet Bulawayos Glory. Die Netzwerke der Diktatoren und ihrer Hofschranzen sind in einer satirischen Form dargestellt, deren böse Theatralik sie oberflächlich unkenntlich macht, jedoch die Details soweit ausführt, dass die Mechanik der Herrschaft erkennbar wird. Diese Bücher gaben uns den Anstoss, nicht einfach eine Literaturnummer zu planen, sondern dieses häufig auftretende Satire-Instrument zur Darstellung unerträglicher Verhältnisse ins Zentrum zu rücken.
Editorial
Susy Greuter
Wahrheiten lachend erzählen
Satire in der afrikanischen Literatur
Anhand der Zusammenfassung eines frühen Theaterstücks von Ng˜ug˜ı wa Thiong’o zeigt der kenianische Literaturwissenschaftler Makau Kitata auf, wie in der Satire hinter der Blossstellung der neuen Oberschicht oftmals der koloniale und neokoloniale Hintergrund der Machtverhältnisse auftaucht. Sich dieser Verhältnisse weiter zu bedienen, bringt die jetzt Herrschenden ins Zwielicht – doch die karikierte Burleske betrifft auch das koloniale Erbe.
Die Farm der Tiere
Wie englischsprachige afrikanische Autoren über Diktaturen schreiben
Ausgehend von Glory, dem satirischen Roman der jungen zimbabwischen Autorin NoViolet Bulawayo, der es auf die Shortlist des renommierten Booker Prize 2022 schaffte, unternimmt Manfred Loimeier eine Tour d’horizon über die zeitgenössischen und früheren Werke afrikanischer anglophoner Autor:innen, die mit den Mitteln der Satire, der Komödie und der Persiflage die Verhältnisse in ihren Ländern darstellten und kritisierten.
Ahmadou Kourouma
Vater der politischen literarischen Satire im frankophonen Afrika
Die politischen und sozialen Tragödien der postkolonialen Zeit spornen viele Schriftsteller:innen aus Afrika dazu an, Stellung zu beziehen. Als Stilmittel werden oft Satire, Spott und Ironie eingesetzt, um über die ernüchternde und zugleich komplexe Realität zu reflektieren. In der afrikanisch-frankophonen Literatur begründete Ahmadou Kourouma bereits in den 1960er Jahren diese Tradition. Isabelle Chariatte fasst sein Wirken zusammen.
Im Gespräch mit Alain Mabanckou
Satire in der französischsprachigen afrikanischen Literatur
Von der oralen Tradition bis zu zeitgenössischen Texten ist Satire ein wichtiges Mittel, um gesellschaftliche Missstände auf humorvolle bis bitterböse Art aufs Korn zu nehmen. Elisa Fuchs sprach darüber mit Alain Mabanckou, Professor für frankophone Literatur und selbst ein renommierter Schriftsteller.
Afrika in Kürze
Ein Überblick zu aktuellen Themen
Mit Beiträgen von Susy Greuter und Barbara Müller
Artikelsammlung Al Imfeld
Vom Arbeitsarchiv zur Literaturausstellung
Der Journalist und Literaturvermittler Al Imfeld hinterliess bei seinem Tod 2017 ein umfangreiches Arbeitsarchiv, das in die Stiftung Litar integriert werden konnte und nun erschlossen wird. Nicole Schmid erläutert Inhalt und Bedeutung dieses Archivs, dessen Fokus auf afrikanischer Literatur und sozialkritischen Themen liegt.
Literatur
Buch- und CD-Besprechungen
Mit Beiträgen von Eric Breitinger, Elisa Fuchs und Hans-Ulrich Stauffer.
Neuerschienen beim Afrika-Komitee:
Amílcar Cabral: Was bleibt. Leben und Werk des Denkers und
Revolutionärs. Herausgegeben von Hans-Ulrich Stauffer. Basel 2023 (Afrika-Komitee).