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Afrika-Bulletin Nr. 192: "Auf zwei Kontinenten zuhause"

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Wie finden und gestalten Menschen mit afrikanischem Hintergrund, die in der Schweiz aufgewachsen sind, ihren Zugang zum Kontinent? Diese Frage war der Ausgangspunkt für das vorliegende Heft. Der Aufruf mündete in einem reichen Strauss von sehr persönlichen Beiträgen – weshalb das Heft um einen zusätzlichen Bund erweitert wurde. Mehr Platz als die Auseinandersetzung mit Afrika nehmen in den Texten allerdings die Erfahrungen von Menschen afrikanischer Abstammung hier in der Schweiz ein – die alltägliche Auseinandersetzung mit Fremdzuschreibungen.

Editorial
Susy Greuter

Schwarzsein in der Schweiz?
Ein Gedicht zum Einstieg
Für das vorliegende Afrika-Bulletin wollten wir die Erfahrungen Schwarzer Mitbürger:innen abholen, die sich im Umfeld der African Studies der Universität Basel mit ihrer afrikanischen Herkunft auseinandersetzen. Wir fragten danach, wie sie sich – hier in der Schweiz lebend – ihrer Herkunft von dort vergewissern, welche Beziehung sie mit ihrer zweiten Heimat verbindet. Die erhaltenen Beiträge machen betroffen. Fast bei allen steht im Vordergrund, wie stark eine Existenz mit dunkler Hautfarbe in der Schweiz durch die reduzierenden Reaktionen von aussen auf eben dieses äussere Merkmal geprägt ist, und welche grundlegenden Verunsicherungen des Selbst dadurch verursacht werden, dass das eigene Selbstverständnis ständig hinterfragt und gerechtfertigt werden muss: Auch wenn die Person in der Schweiz geboren, aufgewachsen und von hier ist, wird sie durch die Wahrnehmung der Anderen zur Person von dort gemacht. Von Marilyn Umurungi haben wir ein Gedicht erhalten, das wir in der englischen Originalfassung abdrucken.

«Warum ich Schwarz bin, fragt kein Mensch»
Die Rolle Afrikas für meine Identität als Schweizerin
Was die scheinbar simple Frage nach der Bedeutung einer afrikanischen Herkunft an komplexen Reflexionen bezüglich Identität und Selbstverständnis auf dem Hintergrund von Biografie, Familiengeschichte, äusseren Zuschreibungen und vorgegebenen Definitionsräumen auslösen kann, wird im Beitrag von Tabea R. Weber-Fritsch deutlich.

Mittendrin und doch ausgeschlossen
Vom Gespräch mit Strassennamen
Die Erfahrung, aufgrund der Hautfarbe als fremd wahrgenommen zu werden, ist im Alltag von Schweizer:innen afrikanischer Abstammung allgegenwärtig. Strassennamen und Denkmäler entfalten dabei eine besondere Wirkungsmacht, wie Danielle Isler mit ihrer Prosa eindrücklich zeigt.

Basler Institutionen und ihr afrikanisches Erbe
Eine Einladung zur Auseinandersetzung mit unserer kolonialen Vergangenheit
Aufbauend auf bedeutenden Sammlungen und Institutionen hat sich Basel zu einem internationalen Zentrumfür interdisziplinäre Afrikaforschung entwickelt. Die Ausstellung «Deal with it!» in der Universitätsbibliothek Basel präsentiert die Geschichte und Gegenwart der Institutionen aus der Perspektive vonStudierenden und hat zusammen mit einem reichhaltigen Begleitprogramm das Ziel, einen breiteren Diskurszu Basels kolonialer Vergangenheit und aktuellen Beziehungen zu Afrika anzuregen, aber auch sichmit Rassismus auseinanderzusetzen. Die Studentin Elisa da Costa Policarpo hat die Ausstellung zusammenmit Benedikt Wyss kuratiert. in ihrer Eröffnungsrede reflektiert sie, wie dieser Prozess sie als Angola-Schweizerin emotional forderte und ruft zu Mut im Umgang mit unserem kolonialen Erbe auf.

Woraus ein Name besteht
Ein Gespräch über binationale Herkunft und Mehrsprachigkeit
Die Sprache spielt eine zentrale Rolle für den Zugang eines Kindes zu Familie und Gesellschaft aus der der afrikanische Elternteil stammt. Der in Basel wohnhafte Schriftsteller Mohomodou Houssouba legte grossen Wert darauf, seinem Sohn Soulèye die eigene Muttersprache mitzugeben. Für unser Themenheft führten die beiden ein Gespräch in Songhay, das anschliessend ins Französische und nochmals ins Deutsche übersetzt wurde. Die Reflexion über binationale Herkunft und Mehrsprachigkeit zeigt, wie die beiden Welten selbstverständlich ineinander überfliessen.

Zwischen zwei Welten
Vom Aufwachsen als Kind afro-schweizerischer Eltern
Das Interview von Susy Greuter mit dem in Rheinfelden praktizierenden und aus Ghana stammenden Psychiater Kojo Koranteng beleuchtet die besondere Problematik, mit der sich Heranwachsende mit schweizerischen und afrikanischen Wurzeln konfrontiert sehen.

Afrika in Kürze
Kurzmeldungen zu Äthiopien, Sudan und Tanzania, sowie zur Klimakrise
Zusammengestellt von Susy Greuter

Populäre Musik in Sierra Leone
Entwicklungen von 1950 bis heute
Von 1950 bis hinein in die 1970er Jahre verliefdie Entwicklung der populären Musik in SierraLeone ähnlich wie im übrigen englischsprachigenWestafrika. Mit Ausnahme von drei Sierra-Leone-«Spezialitäten»: Maringar-Musik, Gumbe und Milo Jazz. Ein kenntnisreicher Überblick vonRichard Butz.

Literatur undMusik
Besprechung von Neuerscheinungen
Mit Beiträgen von Pius Frey, Elisa Fuchs, Caro van Leeuwen, Hans-Ulrich Stauffer


Meldungen aus dem Afrika-Komitee
Rückblick auf das Jubiläumsfest, Erschliessung des Archivs, Lesungen
Zusammengestellt von Hans-Ulrich Stauffer

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