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Afrika-Bulletin Nr. 186: Was geschieht in Äthiopien?
Sich im Wirrwarr von Propaganda und Interessen geleiteter Berichterstattung ein Bild über die Hintergründe des äthiopischen Bürgerkriegs zu verschaffen, war für das Redaktionsteam nicht leicht. Das vorliegende Bulletin will einen Beitrag zur Klärung verschiedener Fragen leisten.
Die Hintergründe von kriegerischen Auseinandersetzungen sind immer komplex und werden von den Kontrahenten unterschiedlich erzählt. Das liegt in der Natur der Sache. Dabei ist es nicht unerheblich, wie ein Krieg begann, wer ihn begann und wann er begann. Gemäss dem Narrativ der TPLF (Tigray People’s Liberation Front), das den westlichen Medien ursprünglich als Vorlage diente, begann der Krieg in Äthiopien am 4. November 2020 mit dem Eingreifen der Zentralregierung in Tigray. Dass die dort stationierten Einheiten der äthiopischen Armee bereits in der Nacht vom 3. November in einer konzertierten Aktion von Truppen unter dem Kommando der TPLF überfallen wurden, ignoriert dieses Narrativ. Sich im Wirrwarr von Propaganda und Interessen geleiteter Berichterstattung ein Bild zu verschaffen, war für das Redaktionsteam nicht leicht. Mit dem vorliegenden Bulletin wollen wir einen Beitrag zur Klärung verschiedener Fragen leisten.
Editorial
Barbara Müller
Äthiopiens Bürgerkrieg
Fakten, alternative Fakten und internationale Verstrickungen
Was geschah in den letzten beiden Jahren in Äthiopiens Norden? Da wird von Bürgerkrieg geschrieben, ja gar von einem Genozid, der am Volk der Tigre verübt werde. Der äthiopische Präsident und Friedensnobelpreisträger Ahmed Abiy wird als Kriegstreiber bezeichnet. Und einmal mehr wird Eritrea der Aggression gegenüber Äthiopien bezichtigt. Eine Auslegeordnung von Hans-Ulrich Stauffer.
Die Ursachen des Tigray-Konflikts
Ein Blick zurück
Äthiopien ist ein Vielvölkerstaat mit einem föderativen Staatsaufbau. Die Gliedstaaten verfügen über weitgehende Rechte. So steht es in der Verfassung von 1994. Doch seit drei Jahrzehnten liegt die Macht in den Händen der Volksbefreiungsfront von Tigray. Mit der Wahl von Ahmed Abiy zum Ministerpräsidenten hat die Führungsriege der TPLF Macht und Pfründen verloren. Ein geschichtlicher Rückblick von Katrin Voss und Ivesa Lübben, den wir von der Rosa Luxemburg-Stiftung übernehmen.
Der gescheiterte Wandel und der Konflikt in Äthiopien
Was ist schiefgelaufen?
Der Krieg im nach Nigeria bevölkerungsreichsten Land Afrikas hat komplexe Ursachen, die nicht zuletzt in der Geschichte Äthiopiens und seiner Bevölkerungsvielfalt begründet sind. Asebe Regassa Debelo erläutert in seinem Beitrag die divergierenden Ansichten bezüglich des äthiopischen Staatsaufbaus, die seiner Ansicht nach dem Konflikt zugrunde liegen, und macht Anregungen, wie eine Lösung gefunden werden könnte.
Der äthiopische Standpunkt
Gespräch mit Botschafter Zenebe Kebede Korcho
Im Gespräch mit Zenebe Kebede Korcho, dem äthiopischen Botschafter bei der UNO in Genf, wollte das Afrika-Bulletin in Erfahrung bringen, wie seine Regierung die Hintergründe des Konfliktes, die aktuelle Situation vor Ort und die geopolitischen Interessen sieht, die sich in der Berichterstattung spiegelten. Wir sind der Meinung, dass der äthiopische Standpunkt, besonders was den Kriegsbeginn anbelangt, in den westlichen Medien kaum dargestellt wurde. Im Folgenden geben wir die Darlegungen von Botschafter Zenebe wieder.
Afrika in Kürze
Ein Überblick zu aktuellen Themen
Mit Beiträgen von Susy Greuter, Barbara Müller und Hans-Ulrich Stauffer
Übergang in Mali
Zwischen den ECOWAS-Sanktionen und dem Rückzug der Barkhane-Truppe
Was ist von der gegenwärtigen Situation in Mali zu halten? Der Politikwissenschaftler Lamine Savané erläutert die komplexe Lage nach dem zweifachen Militärputsch, dem Rauswurf der Franzosen und dem Beizug der russischen Söldnergruppe Wagner zur Bekämpfung der Dschihadisten im Norden. Er gibt Einblick in ein Land in dem die Militärregierung mit harter Hand und antikoloniale Parolen nutzend gegen die Bevölkerung vorgeht.
Literatur und Musik
Buch- und CD-Besprechungen
Mit Beiträgen von Eric Breitinger, Pius Frey, Elisa Fuchs und Susanne Zurbuchen.
Eritrea – der zweite Blick
Buchbesprechung von Gertrud Baud
Fundstücke aus dem Archiv
Gertrud Baud präsentiert einen Zeitungsausschnitt aus der Manica-Post aus dem Jahr 1990, der tief blicken lässt.