Dr. Noemi Steuer
Noemi Steuer (1957-2020)
Traurig nehmen wir Abschied von unserer Kollegin Noemi Steuer.
Noemi Steuer ist am 14. Juli 2020 nach schwerer Krankheit in ihrer Wohnung in Basel gestorben. Sie verliess diese Welt lächelnd und voller Dankbarkeit für ein erfülltes Leben.
An diesem wahrlich erfüllten Leben hat uns Noemi am Zentrum für Afrikastudien in ganz besonderer Weise teilhaben lassen. Sie hat das Zentrum und uns Kollegen und Kolleginnen immer wieder mit Rat und Tat unterstützt und hat als Koordinatorin, Initiatorin und Mitarbeiterin in zahlreichen Projekten mitgewirkt. So initiierte und leitete sie die SNF-Projekte «Construire son avenir» und «Longing for the Future» und lancierte jüngst das von der Stiftung Movetia unterstützte Projekt IDEAS. Selbstverständlich war für sie auch eine starke Präsenz und die Mitwirkung in zahlreichen anderen Lehrveranstaltungen, Diskussionsrunden und informellen Treffen. Noemi war Gründungspräsidentin der Fondation Oumou Dilly, die wissenschaftliche Nachwuchskräfte in Afrika fördert, in diesem Rahmen zahlreiche (Post-)Doktoranden und (Post-)Doktorandinnen unterstützt und die «CODESRIA-ZASB Summer School in African Studies and Area Studies in Africa» ermöglicht.
Die erste Station in Noemi Steuers spannenden beruflichen Werdegang war jedoch das Schauspiel. Nach ihrer Ausbildung in Zürich (1976-1979) war sie während über zwanzig Jahren auf der Bühne, im Film und auch als Produzentin erfolgreich tätig.
Im Anschluss an einen Bachelor in Afrikanistik an der Universität Köln absolvierte Noemi 1997-2002 sie ein Ethnologiestudium an der Universität Basel und befasste sich in ihrer Masterarbeit mit AIDS-Diskursen in Mali («Une maladie qu'on appelle sida à la radio»). Anschliessend absolvierte Noemi das NADEL in Zürich, und bereitete sich so für ihre langjährige Tätigkeit im Stiftungsrat von IAMANEH vor.
HIV-AIDS stand auch im Zentrum ihrer Doktorarbeit in Ethnologie, die sie 2011 in Basel abschloss, und die 2012 bei Transcript publiziert wurde («Krankheit und Ehre. Über HIV und soziale Anerkennung in Mali»).
Zusammen mit der 2013 vestorbenen Claudia Roth konzipierte sie das schon erwähnte Forschungsprojekt «Construire son avenir». Jugend, Laufbahnpraktiken und Zukunftsvorstellungen waren Noemis zweites wissenschaftliche Interessensfeld, und wie schon im Falle ihres Dissertationsthemas verband es sich auch mit ihrem Engagement in Stiftungen. «Dealing with Elusive Futures. University Graduates in Urban Africa» lautete denn auch der Titel des Sammelbands, den sie zusammen mit Michelle Engeler und Elísio Macamo 2017 zum Abschluss des Forschungsprojekts «Construire son avenir» veröffentlichte. Und kurz darauf folgte 2018 die posthume Veröffentlichung der Forschungsarbeiten von Claudia Roth «Urban Dreams. Transformations of Family Life in Burkina Faso» (mit Willemijn de Jong, Manfred Perlik und Heinzpeter Znoi) bei Berghahn Books.
In der Tätigkeit am Zentrum für Afrikastudien zeichnete sich Noemi durch Begeisterungsfähigkeit, Engagement, Beharrlichkeit, und Innovation aus, gekoppelt mit grosser Herzlichkeit, Empathie und Witz. Wir alle werden Noemi sehr vermissen und möchten Ihrem Ehemann Clemens Bechtel und all Ihren Freunden und Bekannten unser tiefstes Beileid aussprechen.
Eine Gedenkfeier findet am 6. August, um 15.30 Uhr, in der offenen Kirche Elisabethen in Basel statt.
Noemi Steuer is a social anthropologist working as a senior researcher at the Centre for African Studies. From 2013-2018 she was the coordinator of the research project 'Construire son Avenir' and headed the communication project 'Longing for the Future'. Currently she coordinates IDEAS, a cooperation project between the universities of Bamako, Conakry and Basel. Additionally, she is also engaged in managing and scientifically consulting theatre projects in many parts of Africa.
Noemi Steuer studied Africanistic at the University of Cologne (B.A.) and completed her M.A. in Basel at the Seminar for Social Anthropology. In her PhD-research she focused on different forms of social recognition and secrecy in the context of HIV and antiretroviral therapies in Mali.
Focus in research/ teaching
- West Africa (Mali)
- Anthropology of Youth
- Academic Life Histories
- Generations
- Uncertainty
- Social Recognition
Publications
- Steuer, Noemi 2020. ‘Murdered Mozarts.’ Narrative of a Previous Malian Student Generation in the Era of the Crumbling State. Human Affairs 30, no. 3 (July 28, 2020): 468–85.
- de Jong, Willemijn, Manfred Perlik, Noemi Steuer, Heinzpeter Znoj 2018. Claudia Roth. Urban Dreams: Transformations of Family Life in Burkina Faso. New York: Berghahn Books.
- Steuer, Noemi, Michelle Engeler and Elisio Macamo. 2017. Dealing with Elusive Futures. University Graduates in Urban Africa. Bielefeld: transcript Verlag.
- Engeler, Michelle, Noemi Steuer and Elisio Macamo. 2017. "Elusive Futures - an Introduction." Pp. 9-25 in Dealing with Elusive Futures. University Graduates in Urban Africa.", edited by N. Steuer, M. Engeler and E. Macamo. Bielefeld: transcript Verlag.
- Steuer, Noemi, Michelle Engeler, Maike Birzle and Susann Ludwig. 2016. "Was Werden Wird/Longing for the Future/ Construire Son Avenir. Erwachsenwerden in Zürich, Ouagadougou und Bamako."
- Steuer, Noemi 2012. “We are just afraid of what others may say about us” - Maintaining honor and respect in processes of disclosure in Bamako, Mali. Medische Antropologie 24 (2): 265-287.
- Steuer, Noemi 2012. Krankheit und Ehre. Über HIV und soziale Anerkennung in Mali. Bielefeld: Transcript Verlag.
- Steuer, Noemi 2011. "La bouche des autres" - Soziale Anerkennung und HIV im urbanen Mali. Unveröffentlichte Dissertation. Philosophisch-Historische Fakultät. Universität Basel.
- Steuer Noemi 2010. „Aujourd’hui tout le monde se méfie.“ Vertrauen im Kontext von HIV/AIDS in Mali. In: Dilger, Hansjörg und Hadolt, Bernhard (Hg.). Medizin im Kontext. Krankheit und Gesundheit in einer vernetzten Welt: 371 – 387. Frankfurt a.M.: Peter Lang, Internationaler Verlag der Wissenschaften.
Film
- Noemi Steuer & Laszlo Kish 2005. Une maladie qui gâte le nom. Portraits von HIV/AIDS Betroffenen in Mali. Dokumentarfilm (22 min). IAMANEH Schweiz.
Theatre Productions
- Staging Times (2019), Bujumbura, Lilongwe and Ouagadougou
- Hunger for Trade (2013/14), i.a. Schauspielhaus Hamburg
- Verdi's Requiem (2011), Opera Cologne
- Le pays où on fabrique l’argent (2010), Bamako