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Afrika-Bulletin Nr. 176: Land Grabbing – unerfüllte Versprechungen

cover Afrika-Bulletin 176

Seit dem Jahr 2000 weltweit rund 50 Millionen Hektar an Landkonzessionen vergeben. Doch 2018 errechnete GRAIN, dass ein nicht unerheblicher Teil dieser Konzessionen – nämlich 17,5 Millionen Hektar – entweder nie «unter den Pflug» kam oder das Projekt nach wenigen Jahren fallierte und verlassen wurde.

Die früheren Nutzerinnen und Nutzer des Ackerbodens, der Weiden und Wälder hatten gemeinhin bei den Verhandlungen nichts zu sagen oder wurden mit Versprechungen auf Arbeit und Infrastruktur gefügig gemacht und teilweise in Randgebiete umgesiedelt. Das im Prozess als Staatsland erklärte Gebiet kann an andere Investoren neu konzessioniert werden, oder es vergandet, weil jene, die es einst bebauten, sich kaum getrauen, es wieder offen zu nutzen. Der Widerstand der Bevölkerung setzte schon mit der Konzessionierung ein und wurde häufig gewaltsam niedergeschlagen bis hin zu Mord, Haft und Vertreibung. Vielerorts schlugen internationale Akteure Alarm und machten die Proteste bekannt. Doch wo auch nationale NGOs sich diesem Problem zuwenden und die widerständige Bevölkerung sich vernetzt, kann es nach jahrelangen politischen und juristischen Kämpfen gelingen, das Land in die Verfügung der Bauern zurückzubringen. Hiervon berichtet dieses Heft.

Erneuerter Kolonialismus
Erfolgreicher Widerstand gibt Hoffnung

Land Grabbing durch internationale Investoren und Agrarkonzerne betrifft vor allem die Länder des Südens und dies in immer grösserem Ausmass. Silva Lieberherr beschreibt, dass nicht nur die industrielle Inwertsetzung der Konzessionen häufig misslingt und allseitige Versprechen nicht eingehalten werden. Auch der Widerstand der vormaligen Nutzer dieser Ländereien – die kaum je in die Verhandlungen einbezogen werden – lässt sich kaum unterdrücken. Trotz ungenügender Nutzung von Konzessionen führen diese Kämpfe indes noch selten zum Erfolg und bedürfen eines langen Atems.

Bäuerlicher Widerstand gegen Land Grabbing in Senegal
Erfolge und Herausforderungen eines Überlebenskampfes
In Senegal konnten mehrere Gemeinden Ländereien zurückgewinnen, die  bereits an ausländische Agrarunternehmen vergeben worden waren. Dies bedeutete allerdings, jahrelange Kämpfe auf politischer und schliesslich auch juristischer Ebene durchzustehen. Doch die Existenz und vorzügliche Basisarbeit von nationalen NGOs sowie die Vernetzungsbereitschaft der Bevölkerung machten es möglich, schreiben El Hadji Faye und Marie von Schlieben, die je eine nationale, respektive internationale NGO vertreten.

Entwicklung contra Menschenrechte
Äthiopiens Regierung forciert die Intensivierung der Landwirtschaft
In Äthiopien machte sich die Regierung die Empfehlungen der Weltbank zur eigentlichen Leitlinie der Landwirtschaftspolitik. Ulrich Delius beschreibt die staatlich begünstigten Unternehmungen und internationalen Akteure, von denen viele die Erwartungen und Versprechen auch bezüglich der in Arbeit genommenen Fläche nicht erfüllten. Während der Staat Rekurs nahm, liess er gleichzeitig nicht von der Umsiedlungspolitik ab. Im Vielvölkerstaat Äthiopien scheinen Minderheiten keine Lobby zu haben, was ihre Proteste relativ erfolglos bleiben lässt.

Sierra Leone
Der erfolgreiche Aufstand der Frauen

In Sierra Leone hat der Kampf um die Nutzung
einer bereits wieder verlassenen Ölpalm-Plantage immerhin zur gerichtlichen Aufhebung der Konzession geführt. Es ist ein Sieg der Dorffrauen, die sich (auch mit externer Unterstützung) mobilisierten – doch es ist erst ein Etappensieg, schreibt Tina Goethe. Der Kampf um die Nutzungsrechte geht weiter und muss, wenn gewonnen, durch neue Nutzungspläne zum Erfolg gebracht werden.

Zum Tod von Robert Mugabe
Ein Abschied ohne Trauer

Das Afrika-Komitee war Teil der schweizerischen Solidaritätsbewegung, die den Kampf für die Unabhängigkeit Zimbabwes unterstützte. Es unterhielt in dieser Zeit enge Beziehungen zur ZANU und hatte auch direkten Kontakt zu Robert Mugabe. Die wechselhafte Entwicklung dieser Beziehung zeichnet Barbara Müller nach.

Befreiungsheld oder autoritärer Kleptokrat?
Ein Nachruf auf Robert Mugabe
Ebenso polarisiert wie zu Lebzeiten fallen die Bilanzen anlässlich des Todes des ehemaligen zimbabwischen Präsidenten aus. In seinem Nachruf zeichnet Michael Aeby ein differenziertes Bild des einstigen Guerrillaführers und späteren Langzeitpräsidenten Robert Mugabe. Der Autor lässt gleichzeitig die mit Mugabe untrennbar verbundene wechselvolle und leidvolle Geschichte des Landes Revue passieren.

Afrika in Kürze
Ein Überblick zu aktuellen Themen
Mit Beiträgen von Susy Greuter

Krise in Kamerun
Paul Biya ruft zum inklusiven Dialog auf
Die brisante Situation in Kamerun fand dieses Jahr den Weg in die Schlagzeilen der Schweizer Medien, als Geheimdienstleute von Präsident Biya Journalisten in Genf angriffen, die eine Protestversammlung von Exilkamerunernverfolgten.  Nachdem die versprochene Autonomie für die beiden englischsprachigen Provinzen ausblieb, herrscht im Nord- und Südwesten Kameruns seit einiger Zeit ein eigentlicher Bürgerkrieg, der Tausende über die Grenze nach Nigeria vertrieben hat. Aber auch im französischsprachigen Teil des Landes wird die Opposition gegen das 37jährige autokratische Biya-Regime stärker. Yolande Gyr beschreibt die jüngsten Entwicklungen in diesem Konflikt, dessen Wurzeln in der kolonialen Vergangenheit Kameruns liegen.

Literatur und Musik
Buch- und CD-Besprechungen
Mit Beiträgen von Gertrud Baud, Beatrice Felber, Pius Frey, Elisa Fuchs und Hans-Ulrich Stauffer

Ankündigung
Film: African Mirror. René Gardis Afrika