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Buch: Nomaden von Laetoli

Cover

Der junge Archäologe Martin Anderson folgt der Einladung Arthur Millers, der alten Koryphäe seines Fachs, ins Rift Valley. Dort erforscht der alte Professor die Spuren der Urmenschen.

Was als mürrische Begegnung beginnt, endet physisch und psychisch in einem Desaster. Millers Theorien, die längst von der akademischen Welt als esoterisch verschrien werden, bleiben bei Anderson haften. Einige Jahre nach Millers Tod begibt sich Anderson erneut nach Afrika auf der Suche nach dem sagenumwobenen Punt, einer paradiesischen Stadt in Ostafrika. Wissenschaft und Religion, Weltgeschichte und Mystik – alles verliert bei dieser Suche nach Beweisen und Antworten seine klaren Grenzen und Gründe. «Nomaden von Laetoli» ist ein unkonventionelles Buch, stellt es doch viele Fragen ohne Antworten zu liefern, und es lässt seine Leserschaft manchmal ganz schön verwirrt zurück. Atemberaubend sind die Beschreibungen von Landschaft, Flora und Fauna. Hingegen wird die Beschreibung der Bevölkerung der ansonsten gut recherchierten Hintergründe nicht gerecht. Die Begriffe muten veraltet bis diskriminierend an. Bedauerlich auch, dass den wenigen afrikanischen Protagonisten nur Nebenrollen (als Fahrer, Ranger, Hotelangestellte) zukommen. Oder sie bleiben projizierte Objektifizierung wie die einzige Frau mit einer nennenswerten Rolle: Millers Assistentin Sewe geht Anderson nicht aus dem Sinn und wird zum Schluss denn auch seine Geliebte. Bis auf wenige Ausnahmen sind es weisse Männer, die Andersons Weiterentwicklung beeinflussen und begleiten. Hier verpasst der Autor die Gelegenheit, westliche, eurozentrische Narrative zu durchbrechen: Afrika bleibt der mystische Ort, wo Fakten, Logik und Tatsachen hinterfragt werden dürfen und sich als nicht haltbar erweisen. Anderson selbst ist am Ende der Nomade auf der ständigen Suche nach Antworten und innerer Ruhe, die er an einem Strand von Zanzibar findet. 

[Diese Rezension verfasste Caro van Leeuwen für die aktuelle Ausgabe des Afrika-Bulletins.]